Der Moderator

Norddeutsch durch und durch.

Schon als Kind und Jugendlicher war ich regelrecht verrückt nach Musik.

Dass ich im Wohnzimmer über die Anlage meiner Eltern während ihrer Abwesenheit schon heimlich Radio hörte, kam erst viel später heraus. Verraten habe ich mich selbst wohl dadurch, dass ich die Witze von Otto Walkes und Günter Willumeit (Bauer Piepenbrink) auswendig konnte, die auf Cassette bzw. LP vertreten waren.

Und schon merkte ich, dass Worte eine ganz eigene Macht haben. Diese Erkenntnis wurde dadurch noch bestärkt, dass ich auch später gerne NDR2 hörte. Günter Fink, Lutz Ackermann, Volker Thormählen, Reinhold Kujawa, Wolfgang Hahn und Ulli Harras waren die Stimmen, die mich durch die jungen Jahre begleiteten. Abends (meistens nach dem »Club«) wurde dann das Frequenzband gewechselt und Radio Luxemburg gehört. Dass die Übertragungsqualität schlechter war, als die Verständigung per Telefon, hat nicht im Ansatz gestört.

Dann kam der große Umschwung in der Radiowelt: Am 1. Juli 1986 (ich durfte damals bereits einige Monate auch offiziell rauchen), startete Radio Schleswig-Holstein (R.SH) als erster privater Radiosender ein 24-Stunden Programm. Das Programm war anders, erfrischend, weil es sich mehr auf die Musik und lockere Moderation stützte statt endlose Wortbeiträge gerade im Vor- und Nachmittagsbereich einzubauen. Zum Abend hin wurde wieder zum Sender vom hamburger Rothenbaum gewechselt. Doch irgendetwas war plötzlich anders... Was früher mit einer Leichtigkeit über den Äther ging, kam immer mehr gezwungen rüber.

Schließlich kam es zu Umstrukturierungen und neben der Gründung von N-Joy verschwanden die gewohnten Stimmen. Sie wichen dem AC-Format, welches man nun auf jeder Frequenz aufgezwungen bekam. "Adult Contemporary" (AC, auf deutsch erwachsen, zeitgemäß) ist ein Fachbegriff für ein weltweit verbreitetes und erfolgreiches Hörfunkformat, das hauptsächlich melodisch geprägte Popmusikstandards der letzten Jahrzehnte bis heute bietet." (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Adult_Contemporary)

Das, was unter dem Slogan "die 80er, 90er und das Beste von heute" seine Kreise zu ziehen begann, war letzten Endes für meine Ohren zu weichgespült und extrem auf die Verkaufszahlen hin ausgerichtet. Richtige Informationen, die man vom Popkocher gewohnt war, gab es nicht mehr. (Mittlerweile läuft dieses Format wieder Donnerstag Abends auf NDR Info). Meine politischen Informationen konnte ich nicht mehr wie gewohnt aus dem "Reisswolf" (satirisches Magazin) beziehen - also schwand auch meinerseits das Interesse an dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

Für mich zählten ab 1986 Besuche von Konzerten und Discotheken, bis ich das erste Mal selbst an einem kleinen Mischpult stand (Vivanco MX 700). Von diesem Moment an war ich von dem Virus infiziert.

Nach etlichen Jahren als Diskjockey (Hobby und auch als Brötchenerwerb) folgte die Umorientierung in den Bereich der Radiomoderation.